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Entfernung von PFAS aus Wasser: Fortschritte eines Schweizer Startups

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), oft als „Forever Chemicals“ bezeichnet, sind aufgrund ihrer langlebigen, hitzebeständigen und wasserabweisenden Eigenschaften in zahlreichen Konsumgütern weit verbreitet. Doch genau diese Eigenschaften machen ihre Entfernung aus der Umwelt schwierig und kostspielig. Ein Schweizer Startup namens Oxyle könnte nun eine vielversprechende Lösung gefunden haben.

Die Herausforderung der PFAS-Entfernung

PFAS sind in vielen Alltagsprodukten wie Antihaft-Pfannen, wasserfesten Kleidern und schmutzabweisenden Stoffen enthalten. Diese Chemikalien gelangen durch Waschprozesse, Pestizide, Löschschaum oder Abfall in unsere Gewässer. PFAS sind mit gesundheitlichen Problemen wie bestimmten Krebsarten, hormonellen Veränderungen und einem geschwächten Immunsystem verbunden. Zudem sind sie extrem langlebig und können über 1’000 Jahre in der Umwelt verbleiben.

Die Sanierung von PFAS-belastetem Wasser ist daher eine dringende Notwendigkeit. Die Entfernung von PFAS ist sehr kostspielig – für Grossbritanien beispielsweise wurden die Kosten auf rund 25 Milliarden Euro geschätzt. Bisherige Methoden zur Entfernung von PFAS lassen jedoch hinsichtlich ihrer Effizienz und Kosten zu wünschen übrig.

Die Technologie von Oxyle

Oxyle hat eine Methode entwickelt, um PFAS in kontaminiertem Wasser effizient und kostengünstig zu zerstören. Diese Technologie basiert auf Fajer Mushtaqs (CEO von Oxyle) Doktorarbeit an der ETH Zürich, bei der sie Nanopartikel entwickelte, die PFAS oxidieren und zerstören können. Die Inspiration für ihre Forschung zog Mushtaq aus ihrer Kindheit in Delhi, einer Stadt, die häufig unter Wasserknappheit leidet.

Oxyles Ansatz zielt darauf ab, die chemischen Bindungen innerhalb der PFAS-Moleküle aufzubrechen. Dies geschieht durch den Einsatz von mechanischer Energie, wie sie durch Blasen oder Wasserströmungen erzeugt wird, anstatt teurer und energieintensiver Methoden wie der Durchleitung von Elektrizität oder der Anwendung von UV-Licht. Diese Methode reduziert den Energieverbrauch um 15 bis 60 Prozent und senkt damit die Betriebskosten erheblich.

Das Herzstück der Technologie ist ein nanoporenhaltiges Material, das als Katalysator wirkt. Sobald das Material aktiviert ist, beginnt es, das Wasser zu spalten und chemische Verbindungen zu erzeugen, die die PFAS-Moleküle zerbrechen. Am Ende des Prozesses bleiben nur unbedenkliche Substanzen wie CO2, Wasser, Fluoride, Sulfate und Mineralien übrig.

Pilotprojekte und Zusammenarbeit

Oxyle hat bereits erfolgreich Pilotprojekte durchgeführt. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Chemieunternehmen CIMO. Hierbei konnte Oxyle Grundwasser, das mit PFAS belastet war, zu 99 Prozent reinigen und dies bei einem Energieverbrauch, der deutlich unter dem der Konkurrenz lag. Diese Erfolge zeigen das Potenzial der Technologie, grossflächig angewendet zu werden.

Die Flexibilität von Oxyles System ermöglicht es, den Betrieb an die Bedürfnisse unterschiedlicher Kunden anzupassen. Jeder Reaktor kann etwa 10’000 Liter Wasser pro Stunde behandeln, was eine Skalierung der Kapazitäten je nach Bedarf erlaubt.

Die Grenzen der PFAS-Entfernung

Trotz der Fortschritte bleibt die Herausforderung gross. Die Menge der bereits in die Umwelt gelangten PFAS ist enorm, und neue Emissionen kommen ständig hinzu. Laut Shubhi Sharma, Forscherin bei CHEM Trust, müssen die Verschmutzungen an der Quelle gestoppt werden. Remediationstechnologien wie die von Oxyle können nur als ergänzende Massnahme dienen.

Während die EU ein Verbot von 10’000 PFAS-Chemikalien ab 2026 vorgeschlagen hat, fehlt es in Grossbritannien an vergleichbaren regulatorischen Massnahmen. Die Einführung eines universellen PFAS-Verbots wird als notwendig erachtet, um die weitere Verschmutzung zu verhindern.

Mushtaq betont, dass die Remediation von PFAS eine langfristige Aufgabe bleibt. Je früher der Einsatz dieser Chemikalien verboten wird, desto geringer ist der künftige Sanierungsaufwand.

Fazit

Die Technologie von Oxyle bietet eine vielversprechende Lösung zur Entfernung von PFAS aus kontaminiertem Wasser. Durch den innovativen Einsatz von mechanischer Energie und spezialisierten Nanomaterialien können die Betriebskosten gesenkt und die Effizienz gesteigert werden. Trotz dieser Fortschritte bleibt die Herausforderung bestehen, die Freisetzung von PFAS an der Quelle zu stoppen und langfristige Lösungen zu entwickeln, um die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu schützen.

 

 

Quelle: Euronews.com