Chlorparaffine - Info und Situation in der Schweiz
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Chlorparaffine sind vielseitig eingesetzte Industriechemikalien, die aufgrund ihrer Eigenschaften wie Flexibilität und Flammschutz in zahlreichen Produkten vorkommen. Doch ihre hohe Persistenz und Toxizität, insbesondere der kurzkettigen Varianten (SCCP), stellen eine erhebliche Gefahr für Umwelt und Gesundheit dar. Die Schweiz hat SCCP reguliert, um Mensch und Natur zu schützen.
Chlorparaffine - Definition und Verwendung
Chlorparaffine (CP) sind halogenierte organische Stoffe. Sie bestehen aus komplexen Gemischen von gesättigten und unverzweigten, polychlorierten Kohlenwasserstoffen mit 10 bis 30 Kohlenstoffatomen.
Chlorparaffine werden aufgeteilt in verschiedene Klassen:
- Kurzkettige Chlorparaffine / Short Chained Chlorinated Paraffins (SCCP, C10-C13)
- Mittelkettige Chlorparaffine / Medium Chained Chlorinated Paraffins (MCCP, C14-C17)
- Langkettige Chlorparaffine / Long Chained Chlorinated Paraffins (LCCP, >C17)
Sie werden analog wie Phthalate in vielen Kunststoffprodukten eingesetzt und machen diese flexibel und elastisch.
Je kürzer die Kohlenstoffkettenlänge, je höher ist die chronische Toxität. Ausserdem gelten die kurzkettigen Chorparaffine (SCCP) aufgrund ihrer physikalisch-chemischen und ökotoxikologischen Eigenschaften als umweltgefährliche Stoffe mit hoher Persistenz (schwer abbaubar) und hohem Bioakkumulationspotenzial (fügt sich in die Nahrungskette ein). SCCP sind besonders toxisch für Wasserorganismen.
Verbot von SCCP in der Schweiz
Aufgrund der Toxizität sind SCCP in der Schweiz seit 2006 verboten (in Konzentrationen von >1.0 Gewichts-%.). Das Verbot wurde 2018 ausgeweitet und auf den EU-Richtwert angepasst (>0.15 Gewichtsprozent). Mit der praktisch gleichzeitigen Aufnahme der kurzkettigen Chlorparaffine in Anhang A des Stockholmer Übereinkommens gilt ein generelles, globales Herstellungs- und Verwendungsverbot von SCCP mit wenigen Ausnahmen in speziellen Anwendungsgebieten.
Ein Verbot von MCCP ist in Abklärung. Dies geschieht auf europäischer Ebene im Rahmen der Stockholmer Übereinkommen. Erwartet wird ein Verbot von MCCP per Ende 2026.
Vorkommen von Chlorparaffinen
Eine aktive Kontrolle besteht nicht. Studien werden von kantonalen Laboren oder Organisationen vorgenommen. Die Analytik rund um Chlorparaffine ist aufwändig und anspruchsvoll. Das kantonale Laboratorium Basel-Stadt untersuchte im Rahmen einer umfangreichen Studie 144 Gegenstände auf Chlorparaffine (Haushaltsgegenstände, Verpackungsmaterial, Sportartikel, Elektronikgeräte, Heimwerker-Artikel). In 36 der 144 untersuchten Gegenständen - d.h. in einem Viertel der Produkte - wurden kurzkettigen Chlorparaffine (SCCP) gefunden. Mittelkettige Chlorparaffine (MCCP) waren noch präsent er - diese sind jedoch noch nicht verboten.
Sieben der 25 Produkte mit SCCP überschritten den Grenzwert von 0.15 Gewichts-%. Im Rahmen der Studie wurden diese Produkte gemeldet und aufgefordert die Selbstkontrolle zu verbessern. Bei den restlichen zu betroffenen Produkten waren bereits anlässlich der Phthalatkampagne Verkaufsverbote
wegen zu hohen Konzentrationen an verbotenen Phthalaten erlassen worden. Diese mussten nicht
erneut beanstandet werden. Sehen Sie hier weitere Details der Studie ein.
Beispiele und Produkte
Chlorparaffine wurden weitverbreitet in verschiedensten Produkten angewendet. Noch bis 1994 wurden nach Angaben der Chemischen Industrie in der Schweiz bis zu 70 Tonnen Chlorierte Paraffine verbraucht.
Hier die prominentesten Anwendungen als Bauschadstoffe:
- Weichmacher in Fugendichtungsmassen
- Montageschäume (z.B. im Tür- und Fenstereinbau)
- Weichmacher in Farben, Lacken, Dichtungen und Anstrichen
- Metallverarbeitung (Schmieröle, Beschichtungen, Korrisionsschutz, …)
- Flammschutzmittel in Textilien (z.B. Militärzelte oder Arbeitskleidung)
- Weichmacher in PVC / Gummi (Kopfhörer, Matten, Spielzeug, …)
Chlorparaffin-Test oder -Diagnostik
Die Diagnostik rund um Chlorparaffine ist komplex und aufwändig. Bei Baustoffen sind vor allem Fugendichtungsmassen und Montageschäume relevant. Die CP-Tests werden oft in Verbindung mit einem PCB-Test vorgenommen.
Entweder lassen Sie den Test professionell abwickeln. So erhalten Sie Klarheit, Expertise und Gewissheit. Alternativ können Proben selbst genommen und ins Labor eingeschickt werden. Dafür verwenden Sie bitte unser CP-Test-Kit mit entsprechender Anleitung und Laborzugang. Bestellen Sie unser Test-Kit oder fragen Sie eine unverbindliche Offerte für eine Schadstoffdiagnose an.
Häufige Fragen zu Chlorparaffinen
Sind Chlorparaffine schädlich für Menschen?
Die gesundheitlichen Auswirkungen beim mensch sind nicht final erschlossen. SCCP wurde als mögliches Karzinogen für Menschen und Tiere klassiert - d.h. es ist wohl krebserregend.
CP sind persisent Verbindungen, die sich im Fettgewerbe anreichern.
Wie nimmt man Chlorparaffine auf?
CP sind sehr langlebig und werden nur langsam abgebaut. Sie gelangen in unsere Nahrungskette und so in unseren Körper. Auch beim Brand können Dämpfe entstehen, die Schadstoffe enthalten.
Im Umgang mit verdächtigen Produkten sollte deshalb eine Schutzausrüstung getragen werden (Handschuhe, Atemschutzmaske).
Was tun bei einem positiven Befund?
Das häufigste Beispiel sind Fugendichtungsmassen. Diese müssen vollständig entfernt werden sofern eine Konzentration von >10’000 mg Chlorgehalt pro Kilogramm vorliegt.
Für die Entfernung gibt es keine spezifischen Regelungen zum Personen- und Umweltschutz. Es wird empfohlen folgende Schutzausrüstung zu tragen: FFP3-Maske und Handschuhe.
Wie wird CP-lastiges Material entsorgt?
Sollen Fugendichtungsmassen ≤10’000 mg/kg CP ausgebaut und entsorgt werden, so können diese als brennbarer Bauabfall in einer Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) verwertet werden.
Die Entsorgung der Fugendichtungsmassen >10’000 mg/kg CP erfolgt in einer Sonderabfallverbrennungsanlage (SAVA, LVA-Code 17 09 03 [S], Gemischte Bauabfälle sowie sonstige Bauabfälle, die gefährliche Stoffe enthalten) oder in einer KVA mit entsprechender Bewilligung.
Gemäss Vollzugshilfe Bauabfälle sind Montageschäume vor einer Entsorgung von nichtbrennbaren Bauteilen zu trennen und in einer Sonderabfallverbrennungsanlage resp. einer KVA mit Bewilligung thermisch zu entsorgen.
Quelle: Polludoc
Welche gesetzlichen Anforderungen bestehen?
Bei mineralischen Bauteile / Abfälle gilt gemässt VVEA (Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen):
- Zu untersuchende Anwendungen: Fugendichtungsmassen ab einer Bagatellgrenze von 10 Laufmeter pro Bauvorhaben (v.a. bei Gebäuden mit Betonskelet und Elementbauweise)
- Verwertung: Bei Fugendichtungsmassen mit > 10 000 mg/kg CP-Cl muss die Fugendichtungsmasse getrennt entfernt
werden. Nach Entfernung der Fugendichtungsmasse: Verwertung
der mineralischen Bausubstanz nach Art. 20 VVEA. - Thermische Entsorgung: Fugendichtungsmassen mit > 10 000mg/kg CP-Cl sind in einer Kehrichtverbrennungsanlage (KVA)
mit Bewilligung oder einer Sonderabfallverbrennungsanlage (SAVA) thermisch zu entsorgen.
Montageschäume sind von nichtbrennbaren Bauteilen vollständig zu entfernen und in einer Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) mit
Bewilligung thermisch zu entsorgen.
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