Das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat 550 Proben von Schweizer Grundwasser analysiert und bei jeder dieser Proben Trifluoressigsäure (kurz TFA) gefunden. TFA gehört zu den PFAS – d.h. zu den Ewigkeitschemikalien. Es wird angenommen, das TFA für den Menschen schädlich ist. Ein Verbot, eine Regulierung oder eine Kontrolle besteht heute jedoch nicht.
Ursprung und Bericht im SRF
2022 hat das Schweizer Fernsehen ausführlich über TFA im Trinkwasser berichtet und das Thema kritisch hinterleuchtet. Daraus abgeleitet kam eine Stellungnahme vom BAFU, dass es eine Untersuchung des Schweizer Grundwassers gäbe und dass man deren Resultate abwartet. Hier der Bericht vom April 2022:
Untersuchung zeigt, dass Schweizer Grundwasser übergreifend mit PFAS verschmutzt ist
Die Untersuchungsresultate sind nun kommuniziert und sie zeigen eine besorgniserregende Situation:
- In allen 550 Grundwasserproben ist Trifluoressigsäure (TFA) festgestellt worden
- Die Höchstwerte wurden im Ackerbaugebiet des Schweizer Mittellandes gemessen
Die untenstehende Karte zeigt auf, wo die Proben entnommen wurden und welche Belastung festgestellt wurde:
Woher kommt TFA und weshalb ist dies problematisch?
TFA findet sich in den verschiedensten Anweundungen. Besonders oft kommt es bei Klimaanlagen und in der Landschwirtschaft zum Einsatz. Bei Klimaanlagen wird es als Kältemittel verwendet und es gelangt über die Luft in die Atmosphäre. Da bindet es sich und fällt in Form von Regen und Schnee auf den Boden.
In der Landwirtschaft wird es als Pflanzenschutzmittel auf die Felder gesprüht. Eine weitere Quelle sind industrielle Abwasser.
Problematisch ist die Chemikalie, da sie als reproduktionstoxisch gilt. Eine Studie von Bayer zeigt, dass schwere Missbildungen bei Föten von Kaninchen festgestellt wurden, deren Mütter mit TFA-haltiges Futter erhielten. Bereits 2019 gab es einen Bericht vom Deutschen Umweltbundesamt, der auf die Toxizität des Stoffes hinwies und in gleichstellte mit anderen Risikostoffen, die lange übersehen wurden.
TFA gehört zu den Ewigkeitschemikalien (PFAS). Sie können in der Umwelt praktisch nicht abgebaut werden und gelten deshalb als doppelt problematisch.
Was wird gegen TFA in unserer Umwelt unternommen?
Die Schweizer Ämter und Politik sind sich der Problematik rund um TFA bewusst. Man handelt jedoch weiterhin zögerlich und wartet einmal mehr auf die europäsiche Regelung.
Die Stellungnahme des Bundesrates beinhaltet folgenden Absatz:
„Die toxikologischen Eigenschaften, insbesondere die Reproduktionstoxizität von TFA, werden derzeit in der EU durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) neu beurteilt. Ein Ergebnis wird für Herbst 2025 erwartet. Die EU-Kommission wird danach über das weitere Vorgehen entscheiden und eine allfällige Anpassung oder einen Widerruf der betroffenen Wirkstoffgenehmigungen vornehmen. Die Schweiz wird die Beurteilung der EFSA zu TFA und die Entscheide der EU in ihre Überlegungen einfliessen lassen. Bei Widerruf einer Wirkstoffgenehmigung in der EU käme Artikel 10 der Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV; SR 916.161) zur Anwendung, d. h. der Wirkstoff würde auch in der Schweiz gestrichen, und gleichzeitig würden die Bewilligungen aller PSM mit diesem Wirkstoff zurückgezogen. „
Es scheint, als werde bis dahin wenig unternommen und man ignoriert aktuelle Studien. Dies zeigt folgendes Beispiel, wo das herbizid Flufenacet (eines von 29 zugelassenen Pestiziden, welche TFA bilden). Dieses wurde im Oktober 24 für die Schweizer Landwirtschaft zugelassen.
So kommt es auch, dass es in der Schweiz bisher weder Grenzwerte noch systematische Kontrollen gibt.
WWF Schweiz spricht von einem Skandal
«Der Skandal um TFA zeigt erneut, welche Probleme der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden mit sich bringen. Die Gefahr, die von Stoffen wie TFA für unsere Gesundheit und die Umwelt ausgehen, wird erst erkannt, wenn sie bereits seit Jahren in unsere Gewässer und Umwelt gelangen.»
Zitat Eva Goldmann, Agrarexpertin WWF Schweiz
Man überschaue einmal mehr die Risiken und handle zögerlich. Verschiedene Beispiele aus der Vergangenheit zeigen auf, dass diese Passivität problematisch ist und dass frühzeitiges Handeln essentiell ist, um die Kosten und Einflüsse auf die Umwelt und die Gesundheit zu reduzieren.
Es gäbe verschiedene TFA-freie Alternativen, die sowohl als Pflanzenschutzmittel oder auch als Kältemitteln eingesetzt werden können.
Weiterführende Links und Quellen
Informieren Sie sich auf folgenden Links weiter zum Thema:
- Bericht vom Schweizer Bundesamt für Umwelt zu TFA im Grundwasser
- Ausführliche Studie vom Deutschen Umweltbundesamt vom Jahr 2019: Chemikalieneintrag in Gewässer
vermindern – Trifluoracetat (TFA) als persistente und mobile Substanz mit vielen Quellen - Parlamentarische Interpellation vom November 2024 inklusive einer Stellungnahme vom Bundestrat
- Bericht und Videos vom Schweizer Fernsehen